Werkstatt-Adventsfenster
03.12.24 18-20Uhr
Seit 1997, nach 20 Jahren aktivem „modernen“ Violinspiel, beschäftige ich mich mit dem Barockgeigenspiel, zuerst angeleitet durch Eva Maria Röll in München, später von Silvia Schweinberger in Salzburg. Meine damaligen Erfahrungen als ambitionierter Orchester- und Quartettspieler wurden durch die Umstellung auf das Spiel ohne Kinnhalter und Stütze auf eine harte und auch interessante Probe gestellt, die ich bis heute nicht bereue. Der Hinwendung zur Alten Musik und der alten Spielweise verdanke ich eine sehr große Erweiterung meines musikalischen Horizonts, sowohl in Sachen Literatur, als auch in der Wahrnehmung von Musik und abwechslungsreichen Ausdrucksweisen.
Selbst Viktoria Mullowa, bekannt als erstklassige Geigerin der russischen Schule, berichtet in einem Interview für das Strad-Magazin 2009 von ihrer völlig anderen Herangehensweise an die Werke von Johann Sebastian Bach und von der Homogenität, die zwischen Instrument, Barockbogen und Spieler entsteht. Ich kann ihr da nur zustimmen.
Parallel zu meinen, im gehobenen Amateurbereich durchgeführten, Weiterbildungen im Barockgeigenspiel (auf diversen Kursen in Trossingen, Neuburg, Zell an der Pram, Magguzano) habe ich mein geigenbauerisches Augenmerk auch verstärkt – aber nicht zur Gänze – auf die historischen Instrumente und Bögen verlegt.
Meine Geigenbauausbildung schloß ich 1996 in Newark-on-Trent in Mittelengland mit Diplom ab. Die Gesellenzeit bei Hartmut Münzberg in Niederbayern (1996–1998) ermöglichte mir die Vorbereitung auf die deutsche Gesellenprüfung in Mittenwald (1997) und sehr viel Beschäftigung mit Gamben, Barockgeigen und Rückbauten sowie Restauration. Meine Meisterprüfung legte ich 2001 in Innsbruck, Tirol, ab.
1998 zog es mich an die blaue Donau nach Wien, wo ich fortan beim Geigenbauer der Wiener Philharmoniker – Othmar Lang – wichtige Routine im Umgang mit „modernen“ Instrumenten auf hohem Niveau erlangte. Noch heute bin ich auch für manch eine schöne Erinnerung an die direkte Arbeit mit dem Orchester und dessen Instrumentarium dankbar. Wo sonst bekommt ein Geigenbauer so direkt Zugang zu wichtigen Instrumenten, weltberühmten Konzertsälen und Opernhäusern?
Die Beschäftigung mit den historischen Instrumenten und Bögen ließ mich nicht ruhen, so dass ich, angeleitet durch Hans Salger in Bremen, 1998 zum Barockbogenbau fand, den ich danach selbsttätig weiter entdeckte und verfeinerte.
2002 wagte ich den Schritt in die Selbstständigkeit. Als Kompromiss zu den verschiedenen Ursprüngen (Deutschland / Österreich) habe ich die kleine Grenzstadt Laufen an der Salzach als Standort gewählt. Dort fühle ich mich recht wohl, die Nähe zu Salzburg und die gute Anbindung dahin, sowie der kaum zu überbietende Freizeitwert der Region, machen das Leben hier sehr erträglich.
Aktives Musizieren ist durch die Barockmusik über die letzten 10 Jahre zu viel mehr geworden als nur Zeitvertreib. Engagaments in Ensembles wie dem Collegium Musicum Stuttgart, Allegria Musicale Biel, Salzburg Barock, Muffat Consort Niederalteich, Polyhymnia Wien sowie meine Arbeit in meinem eigenen Laufener Barockensemble führt mich immer wieder zu Herausforderungen und vor allem zu direktem Austausch über von mir geschaffene Instrumente und Bögen.
So lerne ich wie und warum ein Bogen / ein Instrument optimal funktioniert und klingt, und wie ich an Idealvorstellungen herangehen kann.