Werkstatt-Adventsfenster
03.12.24 18-20Uhr
Bereits seit 1993 beschäftige ich mich mit der Herstellung von Gamben. Hierbei entstehen mit jedem Neubauauftrag auf den Kunden ideal abgestimmte Instrumente, die reich an Verzierungen und mit vollem, warmen Klang begeistern.
Hier einige Beispiele:
Vorbild zu dieser Diskantgambe war ein Viola d’amore Corpus von Gregorius Ferdinand Wenger, Augsburg ca. 1712.
Typisch für die Augsburger Herkunft ist der gambenförmige Umriß, die Flammenlöcher und der umlaufende Rand anstatt einer normalen Einlage.
Das Engelsköpfchen wurde von mir nach einem alten Vorbild geschnitzt.
Es sind nur wenige historische Altgamben erhalten, sodass wir Gambenbauer oft mit dem Kunden ein optimales Modell für einen Neubau zusammenstellen.
Für unser Altgambe nach Henry Jaye standen mehrere Gamben von diesem englischen Meister aus dem 17. Jahrhundert Pate.
Das Ergebnis begeistert durch ausgewogenen Klang und harmonisches Aussehen.
Aus einer privaten Sammlung ist es mir seit Jahren vergönnt eine Altgambe zum Musizieren auszuleihen. Die hervorragenden klanglichen Qualitäten dieses Prager Instrumentes ohne Zuschreibung, die Formschönheit und die ideale Größe haben mich zum Nachbau angeregt. Auch die Farbgebung ist dem Original angeglichen.
Unser beliebtes Bassgambenmodell nach Henrik Jacobs hat mit der Gambistin Juliane Laake aus Potsdam 2016 eine neue "Anhängerin" gefunden. Begeistert durch ein "Kennenlernen" eines Schwesterinstruments während einer ihrer Kammermusikkurse, hat Juliane sich zu einer Bestellung bei uns entschieden - Ende April 2017 war es dann soweit und die neue Gambe nach individuellen Vorstellungen konnte, wiederum bei einem Kursus, persönlich ausgeliefert werden.
Wir sind stolz darauf, dass die Gambe sehr gut aufgenommen wurde und sich sofort auf Konzertreisen und CD-Aufnahmen bewährt hat.
Bassgambe nach Henrik Jakobs
Dieses von mir gerne nachgebaute Modell hat sehr gute Klangeigenschaften und eignet sich durch seinen recht großen Korpus auch für eine 7-saitige Ausführung.
Eine weitere Ausführung dieses schönen Modells – diesmal mit Afrikanerkopf, Schlangenholzwirbeln und anderer Rosette.
Individualität die sich sehen lassen kann.
Seit ca. 2003 schlummerten die Unterlagen zu einer besonderen Bassgambe die im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg liegt, in meiner Schublade. Begeistert vom Charme, die diese "kleine Dame" ausstrahlt, hatte ich mich dazu entschlossen, sie - auch ohne Auftrag - zu dokumentieren um irgendwann davon einen Nachbau anzufertigen. Zwar mit einem schönen Zettel "Joannes Schorn fecit in Salzburg 1694" versehen, stammt sie nach Expertenmeinung wohl eher aus dem Münchner Raum, was ihrem Reiz aber nicht schadet.
Der Nachbau von 2016 erfreut ihre Besitzerin im Nürnberger Raum und wusste schon überregional zu überzeugen.
Ein "Klassiker" unter den Barockgamben ist natürlich dieser Franzose. Dieses Gambenmodell von Nicolas Bertrand (1704), inspiriert bis heute Gambenbauer in aller Welt und auch wir haben 2016/17 wieder zu diesem Vorbild gegriffen. Seine schlichte Schönheit, gepaart mit einem großen Ton, weiß immer wieder zu überzeugen.
Vorlage von ca. 1704
basierend auf dem Modell "Delmas" von Maggini ca. 1610
In enger Zusammenarbeit mit unserem Kunden ist dieses wunderschöne Kontrabassmodell entstanden. Zielsetzung war, ein formschönes und gut funktionierendes G-Violonemodell zu entwickeln (Stimmung (G-C-F-A-D-G), das nicht eins zu eins bekannte Vorbilder kopiert. So entstand der Umriss des Delmas-Kontrabasses neu - mensurgerecht verkleinert und mit dem Zirkel idealisiert.
Im Herstellungsprozeß haben wir durch die Bauweise ohne Formbrett einer lebendigen Raum gegeben, so dass kleine, gewollte Asymetrien im Umriss entstehen konnten.
Der Wirbelkasten und die Schnecke stammen von einem anderen Maggini-Violone, somit ergibt sich eine neue optische und funktionale Einheit mit dem Korpus.
Der Lack greift die originale, sehr dunkelbraune Lackfarbe auf und bietet durch die Art der Lackierung einen leicht antiken Look.
Als Besonderheiten sind die Darmsaiten der Firma Pure Cordes, sowie die Patentwirbel Pegheds mit, von uns, individuell angefertigten Holzgriffen anzumerken.
Insgesamt treffen hier der Wille zur historisch informierten Genauigkeit und pragmatische Neuerungen aufeinandern, die sich dennoch formschön ergänzen. Es ist ein leicht zu stimmendes und spielbares Bassinstrument entstanden, mit dem sowohl wir, als auch der Kunde sehr glücklich sind.
Wiener Kontrabassmodell
nach Joseph Stadlmann
Basierend auf verschiedenen originalen Vorlagen, greift dieser Kontrabass in Wiener Stimmung (F-A-D-Fis-A) die markantesten Merkmale der Wiener Bassbautradition auf. Der schlanke, gambenförmige Korpus mit seinem großzügigen Unterbug kommt mit den typischen F-Löchern (anstatt C-Löchern) zusammen. Die Zargenhöhe liegt auf Kundenwunsch bei ca. 25 cm und hilft einer fülligen, sonoren Tiefe. Die Mechaniken sind den Originalen nachempfunden, der Wirbelkasten hat die typischen Flügel und wird von einer fast zierlichen Schnecke gekrönt. Die kastanienbraune Farbe leuchtet je nach Lichtquelle in verschiedenen Brauntönen.Sowohl der Stachel als auch die Holzwirbel sind natürlich handgedrechselt in unserer Werkstatt.
Kontrabass / Violone nach Stephan Posch, Wien 1723
Dieser Kontrabass in Wiener Stimmung mit Darmsaiten und Bünden rundet unser Modellangebot an historischen Streichinstrumenten nach unten hin ab. Die Saitenlänge beträgt 106 cm, Stimmung der Saiten: F/A/D/Fis/a.
Dieses typische Wiener Modell ist in Gambenform, d.h. mit flachem Boden gebaut und zählt somit zu den Gambeninstrumenten. Dennoch kann es im normalen Barockorchester zum Einsatz kommen. Die Wiener Stimmung ermöglicht die Sololiteratur bekannter Wiener Komponisten des 18. Jahrhunderts (Sperger, ...)